Straßenkinder? Nicht nur in Bogota!

Meine Eltern waren nie gewalttätig, keine Alkoholiker, kein Drama – solide Mittelschicht. Mir war es zu eng. Eine lange Geschichte. Mit elf Jahren bin ich dann von zu Hause weggelaufen. Ich wusste nicht wohin, wollte irgendwo neu anfangen, schließlich könnte ich ja alleine viel besser klar kommen. Hatte sogar mein Mathematik und Latein-Buch mitgenommen. Es war ja nicht so, dass ich nicht mehr lernen wollte. Ich wollte frei sein. Frei könnte ich bessere Entscheidungen für mich treffen. Als erstes sollten die Zöpfe ab, und dann sehen wir weiter…So die Idee einer Elfjährigen.

Im Gegensatz zu anderen Kindern, die von zu Hause weglaufen, hatte ich jedoch eine Tasche voller Geld dabei. Ich sah älter aus und konnte in Hotels übernachten, und falls mal einer am Empfang nachfragte , so erzählte ich, die Eltern kämen morgen nach. Mein Vater kam tatsächlich gute zwei Wochen später nach. Er träumte, wo er mich finden würde und fuhr nachts sofort quer durch Deutschland, um mich wieder nach Hause zu holen. Auch wenn ich mir nicht, wie die meisten anderen Kinder, übers Essen oder die Übernachtung Sorgen machen musste, so wäre ich froh gewesen, einen Ansprechpartner zu haben, der nicht sofort die Polizei informiert und mich zurückgebracht hätte, jemand der zuhört, versteht und vermittelt.

Durch „meinen“ Pater, mit dem ich wöchentlich Gespräche führe, wurde ich auf das Projekt „upstairs – Schutz für Straßenkinder“ aufmerksam. Das Thema hat mich sofort angesprochen. Ich muss zugeben, dass ich sehr überrascht war, dass es in unserer Stadt so viele Kinder gibt, die aus den verschiedensten Gründen von zu Hause weglaufen. Die Anlaufstelle von upstairs wird jeden Tag von zwei bis sechs Kindern aufgesucht. Sie finden dort ein offenes Ohr, Essen, Übernachtung – einen Ruhepol und Schutz. Besonders positiv aufgefallen ist mir, dass das Projekt „Schutz für Straßenkinder“ heißt und nicht „Hilfe für…“ – denn noch vor all der aktiven Hilfe, die sicher auch gewährleitstet wird, brauchen diese Kinder einen sicheren Platz zum Aufatmen.

Endlich ein Projekt, welches ich mit bestem Gewissen unterstützen kann. Rund 75.000 Euro werden pro Jahr benötigt um es am laufen zu halten. Und schon für knapp 50 Euro kann einem Kind eine Woche bei upstairs gesichert werden.

Meinen kleinen Dawanda-Shop habe ich jetzt auch umgestellt, der Verkaufserlös, abzüglich der Dawanda-Gebühr und der Versandkosten werden dem Projekt zu Gute kommen. Das motiviert mich in Zukunft mehr Sachen dort reinzustellen und zu verkaufen.

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